Was muss ich bedenken, wenn der Vizsla ein neues Familienmitglied werden soll?

Durch seine elegante Erscheinung und durch seine in jeder Rassebeschreibung angepriesene Eignung als Familienhund finden sich auch unter Nichtjägern immer mehr Anhänger des Magyar Vizsla, deshalb müssen wir hier darauf eingehen!

Es sind die rassetypischen Merkmale und Verhaltensweisen im Vergleich zu anderen gebräuchlichen Hunderassen bei der Anschaffung zu bedenken. Ein ausgeprägter Jagdtrieb ist vorhanden und dies sollte jedem, der den Vizsla – egal ob im kurzen oder rauhen Haarkleid – als seinen Traumhund erkennt, zu denken geben.

Er wird immer wieder in verschiedenen Rassebeschreibungen als eleganter, intelligenter und leichtführiger Jagdhund beschrieben, der eben auch ein fabelhafter Familienhund ist.

Der Zuchtauslese der ungarischen Jäger, die diese Rasse geformt und geprägt haben, ist es zu verdanken, dass diese Hunde sehr führerbezogen sind und bereit sind, ihrem Besitzer „jeden Wunsch von den Augen abzulesen“. Es ist möglich, diese Rasse mit Handzeichen und Mimik zu führen.

Aber oft wird vergessen: Der Vizsla ist ein Vollblüter unter den Hunden und braucht, um seine Ausgeglichenheit zu finden, eine Aufgabe und sehr viel Auslauf und vor allen Dingen Beschäftigung, dann allerdings ist er auch ein wunderbarer Familienhund.

Bei der Anschaffung eines solchen Hundes durch Nichtjäger sollte gut überlegt sein, ob man tatsächlich bereit ist, seine gesamte Freizeit dem Hund zu widmen. Denn wenn Sie einmal ernsthaft überlegen, würden Sie sich einen Vollblüter kaufen, um gemütliche Ausritte ins Gelände zu machen? Oder kaufen Sie sich einen Porsche, wenn Sie nur mal eben ins Städtchen zum Einkaufen fahren?

Der Vizsla hat einen ausgeprägten Arbeitswillen und ist sehr bewegungsfreudig, er zieht große Bögen beim „Freilauf“ und ist nicht müde zu bekommen.
Er ist außerdem sensibel und nicht für „laute“ Menschen geeignet.
Mit spazieren gehen, joggen oder Radfahren ist es nicht getan, er braucht Kopf- und vor allen Dingen Nasenarbeit.

Und es ist dringend zu erwähnen, er möchte immer und überall dabei sein!

Und die gesamte Ausbildung oder Erziehung erfordert vom seinem Führer die gleiche Sensibilität!

Die Nachfrage von „Nichtjägern“ nach Vizslas steigt ständig und ein Zulauf auf Hundeplätzen (aber leider eben auch in Tierheimen) ist nicht zu übersehen. Wir müssen hier darüber aufklären, dass man sich einen solchen Hund nicht aufgrund der optischen Reize, die man dieser Rasse einfach nicht abstreiten kann, anschafft.

Ein Zitat, welches wir in der „Schweizer Vizsla-Seite“ gefunden haben: „Ich habe Mitleid mit hochintelligenten Hunden, die für ganz spezielle Funktionen gezüchtet wurden und nun arbeitslos den ganzen Tag auf dem Sofa liegen müssen, nur weil sie besonders schön sind“

Viele „Nichtjäger“ wissen erst anschließend, worauf sie sich eingelassen haben und sind leider sehr oft damit überfordert. Das Tier wird vermittelt oder landet im Tierheim und seine Triebe verkümmern.
Daher ist auch diese Seite eingerichtet worden, weil uns immer mehr Hilferufe von diesen Organisationen erreichen!

Wir können hier nur den Appell starten, sich nicht mit diesem Hund schmücken zu wollen.

Den Vizsla kann man nur glücklich machen, wenn mit ihm täglich gearbeitet wird. Es gibt natürlich Ersatzaufgaben, die auch einen Vizsla glücklich und ausgeglichen machen können.

Die Ausbildung zum Rettung- und Katastrophenhund möchten wir hier an erster Stelle erwähnen. Die dort geforderte Nasenarbeit, die Suche und auch die nötige Unterordnung sind vergleichbar mit der Arbeit als Jagdhund. Teilweise ist die Ausbildung sogar anspruchsvoller.

Turnierhundesport und Agility nicht nur als Spaß sondern ernsthaft gearbeitet, sind hier auch zu nennen, da auch hier eine enge Führerbezogenheit und Schnelligkeit sogar von beiden, Mensch wie Hund, gefordert wird.

Daher möchten wir zum Abschluss sagen, wenn Sie sich ernsthaft über diese ganzen Dinge Gedanken gemacht haben, wenn Sie wirklich bereit sind, Ihre Freizeit ganz dem Vierbeiner zu opfern, wenn Sie ernsthafte Perspektiven für die Förderung und Ausbildung dieser wunderbaren Rasse in- oder außerhalb der Jagd haben, dann sind Sie für einen „Vizsla in Not“ geeignet!

Gerade diese Hunde haben in ihrem Leben schon viel durchgemacht und benötigen besonders die menschliche Wärme und eine ganz besondere Zuwendung.

Thema Abgabehunde aus Deutschland:

Es gibt immer mehr Vizslas aus Deutschland. Leider ist der Abgabegrund meist, dass die Hundehalter mit dem Temperament und dem Wesen des Vizslas überfordert sind, und sich erst an unseren Verein wenden, wenn es zu Verhaltensauffälligkeiten seitens des Vizslas gekommen ist.
Das macht eine Vermittlung nicht leichter.

Da unsere Pflegestellen in Deutschland bezüglich solcher Notfälle begrenzt sind, können wir oft nur „Vermittlungshilfe“ anbieten. Das bedeutet, dass wir den Kontakt zwischen dem Besitzer und den Interessenten nur herstellen und die Vermittlung begleiten. “

Zum traurigen Thema Modehund in Deutschland ein Bericht unseres Vereinsmitgliedes Regina Carl:

Zitat: „Selb Magyar Vizsla Reinrassig“

„Ich schaue jetzt ein Jahr zu was sich in den Anzeigen so tut, und muß sagen ich bin erschüttert, was für Preise verlangt werden für Mischlingshunde und wer alles plötzlich züchtet.
Und das es Käufer gibt die dieses Spiel mit machen.
Ich züchte seit über 10 Jahren mit Liebe und Sachverstand überwacht vom Verband mit vielen Auflagen und jetzt schwappt eine Welle über uns.
Mir tun jetzt schon die Welpen und Tierheime leid wenn sie wieder raus geworfen werden.
Schade das man dagegen nichts machen kann.“

Regina Carl, Artikel vom 9. Mai 2021:

Den Worten der Züchter-Familie aus Selb kann ich nur zustimmen.
Ich selber züchte nicht, sondern habe Hunde ab dem 5. Monat bis 3 Jahren die Wanderpokale, die aus den Rassezuchten,
eitlen Mischlingszuchten (keiner weiß, was daraus wird…), übernommen, die keiner mehr will/ertragen
kann wegen Trennung (man kann dem Anspruch des Hundes nicht mehr gerecht werden, obwohl man mittlerweile
über 3.000,00 EUR für den Welpen hinblättern muß und doch Geld für eine Huta da sein müßte.

Beim Kauf jedoch je teurer, umso edler, besser, schöner etc.).
Oder dann eine plötzliche Tierallergie,Trennung, berufliche Veränderung, oder man bekommt menschlichen Zuwachs, und es zeigt sich Futterneid,
weil der Hund einfach nicht erzogen wurde und es Beißverhalten gibt.

Der Vizsla ist ein Beutegreifer, ein Jagdhund, der sicher auch als Familienhund geführt werden kann, wenn er
hündisch gelesen und mental ausgelastet wird.
Man sollte sich als zukünftige Hundeeltern auch die seriösen Züchter genau anschauen und sich ehrlich fragen,
ob man den hündischen Ansprüchen des Vizslas gerecht werden kann, denn die baden sonst alles aus.
Mittlerweile lebt jetzt der 5. Vizsla aus international anerkannter und nicht anerkannter Zucht bei mir, alle
abgegeben aus oben genannten Gründen (auch nach Monaten und Jahren mit Geld zurück, da so
schön, edel und aus anerkannter Zucht), anstatt froh und dankbar zu sein, daß jemand die Verantwortung, das
Pflichtgefühl und die ganze versäumte Erziehungsarbeit für diese arme Kreatur übernimmt.

Die Maßlosigkeit zeigt sich auf allen Ebenen des menschlichen Seins…

Wenn Sie sich nunmehr entschlossen haben, einen solchen Vizsla bei sich aufzunehmen, füllen Sie bitte den nachstehenden Haltungsbogen aus, und wir werden Kontakt mit Ihnen aufnehmen.

Und eines ist uns vizslaerfahrenen Hundefreunden klar, ein solcher Hund wird Ihnen immer dankbar sein!

Sie haben Fragen zur Haltung eines Vizslas oder im Allgemeinen?
Dann fragen Sie uns. Wir helfen Ihnen gerne!

Hinweis bezüglich Übernehmerfamilien aus Österreich:
2019 trat in Österreich ein neues Gesetz in Kraft. Es macht uns, als deutschem Tierschutzverein, die Vermittlung von Hunden aus dem Ausland nach Österreich praktisch unmöglich. Weil wir die Bedingungen, die an dieses Gesetz geknüpft sind, nicht erfüllen können, ist es uns – zu unserem größten Bedauern – nicht mehr möglich, Hunde nach Österreich zu vermitteln.

Ihr Team von Vizsla in Not e.V.